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André Thomkins

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source: hauserwirth

André Thomkins was born in Lucerne, Switzerland in 1930. He worked most of his life in Germany where he died in 1985. During his lifetime he exhibited little, preferring to work independently of institutions and galleries than actively pursue fame. Major exhibitions of his work occurred only in the last few years of his life, introducing his practice to a new audience. In 1989/1990, his extensive œuvre was shown in a retrospective exhibition in Berlin and Lucerne. In 1999, coinciding with the publication of the catalogue raisonné of his work by the Swiss Institute for Art Research, the Kunstmuseum Bern brought his work into focus again with the show, ‘Traumszene’ [dream scene]. Recent solo exhibitions include ‘André Thomkins. ´Sorti du Labyrinthe’ at Hauser & Wirth Zürich (2004) and ‘A.T. 3D. Die räumliche Welt des André Thomkins’ at Kunstmuseum Liechtenstein (2003).
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source: kunstmuseumli

Leben
André Thomkins, 1930 in Luzern geboren, verstarb 1985 in West-Berlin. 1952 nach Reydt in die junge Bundesrepublik Deutschland gekommen, lebte er dort von 1954 – 1979 mit seiner Familie in Essen. 1979 hat er seinen Hauptwohnsitz wieder zurück in die Schweiz verlegt.

Im Werk von André Thomkins stehen von Beginn an gleichwertig nebeneinander seine Auseinandersetzung mit den alten Meistern sowie wichtigen Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Marcel Duchamp, Max Ernst, Hans Arp und Paul Klee. Schon früh haben ihn die künstlerischen Strategien des Surrealismus inspiriert und sein grosses, mit den zeitgenössischen Tendenzen korrespondierendes Interesse an experimentellen künstlerischen Praktiken befördert. Thomkins war freundschaftlich eng verbunden mit den Nouveaux Réalistes und Künstlern der Fluxus-Bewegung. Er selbst war Bild-, Objekt- und Wortkünstler gleichermassen. Auch zählte er zu den Vertretern der Konkreten Poesie.

André Thomkins war ein herausragender Zeichner und Aquarellist. Im Nachlass befinden sich neben Feder- und Bleistiftzeichnungen viele seiner Aquarelle ebenso wie Arbeiten, die sich am Übergang von Architektur zu Plastik bewegen (Thomkins‘ „Labyr“-Aktivitäten der frühen 1960er Jahre waren hier prägend). Neben Lackskins, Rapportmustern, Permanentszenen und der immer wiederkehrenden, schwerelosen Schwebsel-Figur (Thomkins‘ Alter Ego), steht Verschiedenes rund um das Ei und zur Musik.

Sein erfindungsreicher Umgang mit Buchstabe und Wort zeigt sich in zahlreichen Palindromen und Anagrammen, in Wortspielen und Wortmaschinen. Den Palindromen entsprechen auf der Ebene des Bildes u.a. die Scharniere, Spiegelungen feiner Zeichnungen nach dem Rorschach-Prinzip. Beziehungsreiche Titel sind nicht nur Teil seiner wortkünstlerischen Produktionen. Oft formulieren sie eine Welt für sich und erweitern erheiternd, fein- und tiefsinnig die Lesart seiner Werke.

Nicht vorstellbar ist Thomkins‘ Werk ohne die ausgeprägte Liebe zu alltäglichen Materialien wie Gummi, Illustriertenfotos, Papier, Lebensmittel, Fundstücke u.a.m., die sich in besonderem Mass in seinen Objekten und Collagen zeigt. Aus Experimenten mit verschiedensten Materialien entstanden eigenständige humorvoll-fantastische Werke von gedanklicher Tiefe und spielerisch-assoziativer Qualität.
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source: thomkins
1930 wird André Thomkins in Luzern geboren. In seinen ersten zehn Lebensjahren leidet er unter Gesundheitsproblemen (1934 muss er sich einer Mastoiditis-Operation unterziehen; 1940 leidet er unter einem Lungenspitzenkatarrh). Mit 15 fängt er zu malen und zu zeichnen an. Während eines Geometriekurses in seiner Realschule wird sein Interesse, geometrische Konstruktionen wiederzugeben, geweckt. Dies spielt eine wichtige Rolle in seiner Entscheidung, sich zum Künstler auszubilden zu lassen.

Von 1947 bis 1949 wird Thomkins vom “Surralisten” Max von Moos bei der Kunstgewerbeschule in Luzern ausgebildet. Nach einem Volontariat bei Unilever in Holland im Jahre 1948 geht Thomkins 1950 nach Paris, um dort die Académie de la Grande Chaumière zu besuchen. Zwei Jahre später heiratet er die Künstlerin Eva Schnell und übersiedelt nach Rheydt. In diesem Jahr erfindet er die “Schwebsel”-Figur. Im Jahr 1953 erscheint die erste Publikation einer seiner Zeichnungen (“Schri Kunst Schri”). 1955 vergrößert sich sein Interesse für Surrealismus; gleichzeitig entdeckt er zufällig die Lackskin-Technik.

1956 beginnt die Bekanntschaft unter anderem mit Paul Gredinger, Peter Storrer und Daniel Spoerri. Zum Thema Maschinenphotographien erwähnt er das erste Mal die sogenannte “Permanentszene”. Im Jahr 1957 schafft er das Bühnenbild für die Oper “Die Gans von Kairo”. Auch in diesem Jahr schreibt er seine erste Texte mit Palindromen; für die Zeitschrift “Nota” erarbeitet 1959 Thomkins mehrere Palindrome. Am Ende dieses Jahrzehntes beschäftigt sich Thomkins auch mit der Herstellung größere Lackskins, die er in der Badewanne erstellt.

Am Anfang des neuen Jahrzehntes schreibt Thomkins einen längeren theoretischen Text über die Geschichte der Lacktechnik und deren Bedeutung für sein Schaffen. Beim Insitute of Contemporary Art in London werden seine Lackdynamorphosen von Spoerri vorgeführt. Am Endes des Jahres 1960 stellt Thomkins mit Schulze-Fielitz in der Galerie Van de Loo aus. 1961 schafft er das Bühnenbild für Harold Pinters Stück “Der Hausmeister” im Theater am Dom in Köln zusätzlich zu der Platzgestaltung für das von Ulrich S. von Altenstadt entworfene Kulturzentrum in Leverkusen. Gemeinsam mit Schulze-Fielitz plant er zusätzlich die Kirchenausstattungen einer Kirche in Düsseldorf-Eller.

1962 macht André Thomkins eine Lackskin-Demonstration; auch aus Lackskin erarbeitet er in diesem Jahr an der Serie der Astronauten. Er beendet das Ölgemälde “Die Mühlen” und schafft das Bühnenbild für “Ein Amerikanischer Traum” im Theater am Dom. Höhepunkte im Jahr 1963 umfassen seine Fertigstellung der großen Lackskins für die Kirche von Schulze-Fielitz in Düsseldorf-Eller. Die erste Publikation über Thomkins, “André Thomkins. OH CET ECHO! PALINDROME SCHARNIERE” erscheint in diesem Jahr. 1964 schafft er “Shadowbuttoneggs”, und im folgenden Jahr arbeitet er an miniaturartigen Tonplastiken. 1966 nimmt Thomkins am evangelischen Kongress “Kunst und Kirche” teil und beschäftigt sich mit den Glasfenstern für die evangelische Kirchen von Sursee.

Thomkins verfasst mehrere Text für die Publikationen von Emmet Williams “Anthology of Concrete Poetry” und arbeitet an zwei großen Glasfenstern für eine Sonderschule (die heute “André Thomkins Schule” heißt) im Jahr 1967. Im folgenden Jahr tritt er in einer gemeinsamen Austellung mit Karl Gerstner, Dieter Roth und Daniel Spoerri auf. 1969 zeichnet sich als das Jahr seiner ersten großen Einzelausstellung in der Galerie Felix Handschin; vor der Kunsthalle Düsseldorf wird seine Aktion “Die Sägler und Nagler” ausgestellt.

Anfang 1970 arbeitet Thomkins an den ersten Paraphrasen nach Werken von Jacques Callot, Johann Heinrich Füssli, Arnold Böcklin und anderen für die 1971 geplante Einzelaustellung im Kunstmuseums Basel; zudem fertigt er unter anderem dichte Collagen aus Pappe an. 1971 stellt er die ersten Drucke mit der eigenen Radierpresse her; im Kunstmuseum Basel findet die erste bedeutende Einzelaustellung in einem Museum statt. Otto Seeber führt mit Thomkins ein Interview (das später transkribiert wird) durch. Er beginnt eine zweijährige Lehrertätigkeit für Malerei und Graphik bei der Kunstakademie in Düsseldorf. Im folgenden Jahr erstellt er das Bühnenbild zum Stück “Das Gasherz” von Tristan Tzara am Schauspielhaus in Düsseldorf.
In den Jahren zwischen 1972-1976 reist Thomkins viel und erleidet zwei Herzattacken. 1976 beginnt er mit roter Erde zu malen, die er aus der Provence mitgebracht hat. Von der Farbgestaltung seiner Frau für die Siedlung an der Aach ist er begeistert; dies spiegelt sich im Pantographen wider. 1977 wird ein bedeutendes Konvolut von Thomkins’ Druckgrafik im Buch “Die Druckgrafik und Monotypisches” Edition Stähle, Zürich, publiziert. Eine weitere Publikation in diesem Jahr ist die “Permanentszene” mit Hansjörg Mayer. Er erleidet einen Herzinfarkt.

1978 übersiedelt Thomkins nach Zürich; auch in diesem Jahr ist er zum Mitglied der Berliner Akademie der Künste gewählt. Im folgenden Jahr beteiligt Thomkins sich an Konzerten wie “Performance 79” und “Selten gehörte Musik” in München bzw. Hamburg.
Die 80-er Jahre beginnen für Thomkins mit einem Tonband Interview mit Ursula Perucci-Petri, und auf Radio DRS2 wird die Aufnahme von Thomkins’ Lautexperiment “Rauschgeräum” ausgestrahlt. Er wird vom Kunsthaus Zurich zum Kommissionsmitglied der Gottfried-Keller-Stiftung gewählt. Mit Hilfe von Christoph Gredinger baut er ein 25-Meter langes Xylophon. Im Jahr 1981 fertigt er wieder nach 16 Jahren Lackskins in Suppentellergröße an. Im nächsten Jahr erhält er ein DAAD-Stipendium in Berlin; zusätzlich nimmt er eine Lehrerstelle an der Sommerakademie in Salzburg an. 1983 arbeitet er an einem Wandbild in der Nationalbank in Luzern. Später im gleichen Jahr übersiedelt er nach München. Dort erleidet er einen weiteren Herzanfall.

Während eines Besuches bei Christoph Gredinger im Jahr 1984 fängt er wieder an, mit Öl zu malen. 1985 nimmt er an der Mitgliedsversammlung der Akademie der Künste in Berlin teil und arbeitet intensiv mit Ölfarben entweder mit “Rapportmuster” oder Labyrinth-Motiven.

Am 9. November erliegt er in Berlin einem Herzversagen.