HANNE LIPPARD
Flesh
source:berlinartlinkcom
In her first installation without her bodily presence, Lippard uses the existing parameters of KW and constructs a new space within the space, where visitors enter through a massive circular steel staircase. The interior dimensions of the mezzanine floor that occupy one-third of the first floor bear some resemblance to the strange low-ceilinged rooms in the film ‘Being John Malkovich’. Finding yourself in an in-between space amplifies meaning and creates a feeling of limbo. Needless to say, Lippard’s eloquence shifts the impact of the whole installation.
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source:derstandardat
Die Norwegerin Hanne Lippard arbeitet nicht mit “am, dam, des”, sondern mit dem Urakt des Bezeichnens: “der, die, das”. Dreimal bestimmter Artikel; doch das, was zu bestimmen bleibt, lässt das Lautgedicht durchaus offen. “Isn’t this it? It is? This is.” Lippard arbeitet mit ihrer eigenen Stimme, das Werk muss man hören, und es hat auch einen starken Auftritt: Denn es wurden dafür immerhin die Kunst-Werke umgebaut. Mitten im Hauptraum befindet sich nun eine Wendeltreppe, die in einen Dachausbau führt, in dem man sich Lippards Arbeit anhören kann. Das ist eine zugleich minimale und große Geste, ein relativ diskretes Werk, das aber einen ganzen Raum bespielt.
Die Kunst-Werke, das Institute for Contemporary Art, auch Heimat der Berlin-Biennale, sind 25 Jahre alt geworden. Keine andere Institution in Berlin steht deutlicher für die Hoffnungen, die sich mit der Wiedervereinigung auf die Stadt richteten, aber auch für eine produktive Spannung zu den Euphorien des Betriebs, der die Szene mit Geld überschwemmt. Am Wochenende sperrten die Kunst-Werke nach einer Umbaupause wieder auf. Das Programm verantwortet ein neuer Direktor: Der Niederländer Krist Gruijhtuisen wechselte vom Grazer Kunstverein nach Berlin. Das Eröffnungsprogramm zeigt nun, dass Gruithuijsen die in der Branche unerlässliche Selbstinzenierung (die sich ja längst mehrfach selbst reflektiert und bricht) auch mit minimalistischen Arbeiten auszubalancieren weiß. Mit dem Konzeptkünstler Ian Wilson und mit Hanne Lippard werden die nicht spektakulär, sondern klug adaptierten Räumlichkeiten in Berlin-Mitte äußerst zurückhaltend bespielt – sieht man einmal von der besagten Wendeltreppe ab, die den Hauptraum dominiert.
Der Südafrikaner Ian Wilson hat schon Ende der 1960er-Jahre mit der Herstellung von Werken aufgehört und sich einer besonderen Form der materiallosen Kunst zugewendet: Er pflegt das Gespräch, wobei er großen Themen nicht abgeneigt ist (das Unbekannte, das Absolute). Von diesen Gesprächen bleibt dann in der Regel nicht mehr als eine Einladungskarte oder ein Zertifikat – und das, woran sich die teilnehmenden Personen erinnern. Es ist vermutlich eine der spartanischsten Ausstellungen, die man sich denken kann: ein paar Kreise auf dem Boden, ein paar Dokumente – damit hat es sich schon. Im Mai wird Wilson dann persönlich nach Berlin kommen, zu einem Gespräch, von dem es eine Bescheinigung geben wird. – derstandard.at/2000051308062/KunstWerke-Berlin-Kunstspiel-mit-bestimmten-Artikeln
Hanne Lippard bezieht sich mit ihrer Arbeit Flesh auf Wilsons Kreise (die Zen-inspiriert sind). Sie wird zwischendurch auch überraschend konkret, wenn sie nämlich eine Phrase aus der neueren Umgangskultur übernimmt: “Where do you see yourself in 10 years from now?” Es klingt, als könnte man diese Frage auch Gruithuisen und den Kunst-Werken stellen: In zehn Jahren könnte immer noch alles so sein, wie es vor 25 Jahren plötzlich war – eine offene Stadt, die sich weiterhin selbst sucht. Oder aber, es könnte alles so sein, dass sich die Kunst ganz anderen Rechtfertigungsszenarien ausgesetzt fühlen müsste, als dies gegenwärtig der Fall ist. Das wäre das schlimme Szenario.
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source:kunstmagde
Im Laufe der letzten Jahre hat sich Lippard auf die Verfertigung von Sprache einzig über den Einsatz ihrer Stimme konzentriert. Stimme wird für sie zum Mittel, um die Diskrepanz zwischen Inhalt und Form sichtbar zu machen.
Lippard eröffnet das neue Programm der KW mit einer visuell reduzierten und doch eindrucksvollen Arbeit, die von den Statements und Circle Works des südafrikanischen Künstlers Ian Wilson (*1940 in Durban, ZA) inspiriert ist. Wilson ist bekannt dafür in seinen Arbeiten ausschließlich mündliche Kommunikation zu verwenden. Während Circle Works die letzten physischen Werke Wilsons sind, repräsentieren die Statements Reduktion und Abstraktion der Arbeitsweise hin zum immateriellen Akt, der nur durch gesprochene Sprache und Dialog bestimmt wird. Lippard antwortet auf Wilson mit einer neuen Arbeit namens Flesh. Es handelt sich dabei um ihre bislang ambitionierteste Präsentation: eine immersive Installation, die die gesamte Halle im Erdgeschoss der KW einnimmt und die Besucherinnen und Besucher mit einem einzigen Element konfrontiert – einer Wendeltreppe. Über die Treppe gelangt man in einen ungewöhnlich geschnittenen Raum, der sich über die höher gelegenen Dachfenster erstreckt – ein Referenzpunkt außerhalb des Ausstellungsraums.
In dem für die Arbeit eigens geschaffenen Raum ertönt die Stimme der Künstlerin, die das Publikum komplett umhüllt und ihm eine Welt offenbart, in der die Erfahrung von Sprache rein durch die Erfahrung von Lippards Stimme geformt und erweitert wird. Wie Wilson setzt auch Lippard ihren Körper und Sprache dazu ein, den gegebenen und standardisierten Parametern der Kunstproduktion etwas entgegenzusetzen. Sie leitet unseren Blick in Richtung Himmel – und öffnet dabei eine Welt, in der das Publikum die üblichen physischen wie mentalen Grenzen hinter sich lassen kann.