ROBERT SEIDEL
tearing shadows
source: monopol-magazinde
“Für Robert Seidels Arbeit muss es dunkel sein. Denn nur im lichtarmen Raum durchwachsen leuchtende filmische Gewebe seine schwebenden Papierobjekte, die verbunden mit einem tonskulpturalen Klang eine präsente Einheit bilden. Linien überziehen den Projektionskörper wie ein Schwarm von Zeichnungen, die einem rätselhaften Bewegungssystem folgen. Sie bäumen sich hell flackernd auf, verdichten sich im nächsten Moment zu zittrigen Interferenzmustern und fransen an den Rändern in die Dunkelheit aus. In seiner neuesten, für die Ausstellung bei 401contemporary geschaffenen Installation „Tearing Shadows“ findet Seidel die Metapher des Gegenspiels von Hell und Dunkel. Als autonome Existenzen konkurrieren Licht und Schatten auf der Oberfläche des Projektionskörpers und schaffen, getrieben vom ewigen Wechsel, scheinbar unendlich variierte Übergangsräume.
Für seine Installationen besetzt Seidel den bestehenden Raum und sucht nach Verschränkungen von realen und virtuellen Strukturen über mediale Gattungsgrenzen hinaus. Er schöpft aus dem „Meer des rohen Sinns“ (Maurice Merleau-Ponty), wann immer ihm Dinge und Situationen begegnen, und konzentriert sie als abstrakte Formen. So entreißt er das Ding seiner Benutzbarkeit, um es als Wahrnehmungsobjekt zu konstituieren. Mit „Tearing Shadows“ holt der Künstler das Medium der Zeichnung, das oft in seiner Existenz auf einem flachen, rechteckigen Stück Papier eingeschränkt ist, aus seiner ästhetischen Schublade hervor. Er ballt ein helles, amorphes Objekt im Raum zu einer schroffen Formation zusammen und stemmt es in seinen Verwerfungen und Schichtungen gegen sein strenges Paradigma. Traumwandlerisch durchziehen darauf projizierte Zeichengesten und amorphe Kompartimente diese reale Oberfläche, verleugnen in der Bewegung jedoch Physik und euklidische Geometrie und transformieren den Raum in ein pulsierendes Geflecht, die klare Definition von Licht und Schatten auflösend.
Die zunächst gezeichneten, später am Computer dekonstruierten und sich ständig neu aus sich heraus bewegenden Projektionen folgen nur vage einer Narration. Viel eher sind es Assoziationen und Erinnerungsfragmente von Seidels zahllosen Reisen, die die bildliche wie inhaltliche Basis für seine Installationen und abstrakten Filme sind. Sie finden einen ersten Ausdruck als gezeichnete Linie, malerischer Gestus oder skulpturale Verdichtung. Festgehalten auf Papier, als Foto, Field-Recording, Video oder digitales Objekt dienen sie als Notation mit eigenem Zeichensystem, welches Seidel seit Jahren weiterentwickelt. Das daraus entstehende Werk offenbart sich als ein Hybrid, der jenseits von Kategorien das ästhetische Bewusstsein und freie Assoziationen des Betrachters herausfordert.
Der Rückfall in den Alltag lässt im Betrachter visuellen und akustischen Nachhall zurück, der im Raum der Regeln und Koordinaten als leise Unterströmung weiter wirkt.
Robert Seidel (geb. 1977) ist Künstler, Filmemacher und Kurator. Er begann zunächst ein Biologiestudium und schloss mit einem Diplom in Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar ab. Seine Projektionen, Installationen und Experimentalfilme wurden auf zahlreichen Internationalen Festivals, in Galerien sowie Museen gezeigt, wie dem Royal Museum of Fine Arts Antwerpen, ZKM Karlsruhe, Art Center Nabi Seoul, LACMA Los Angeles und MOCA Taipei. Seine Filme wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderen vom International Animation Festival Ottawa, der DEFA-Stiftung Berlin und der Jürgen-Ponto-Stiftung Frankfurt am Main. Seidel lebt und arbeitet in Berlin.”
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source: thecreatorsproject
Robert Seidel‘s experimental animations are a curious hybrid of abstract shapes wrought from biological entities and scientific processes. Strange forms flit in and out of view, catching the corner of your eye. To look at the films you wouldn’t immediately notice the scientific connection, but once you know you can see that some of the shapes have an ancestry with the weird lifeforms that float around the ocean and live deep underwater.
His latest piece is a projected sculpture called Tearing Shadows currently showing at the 401contemporary gallery in Berlin, which looks like the living skeletal frame of some ancient lifeform. As visitors walk around it, they experience different audiovisual compositions—bathed in the shadows of the piece they also become part of the artwork as their shadows mingle with the sculpture’s and the two become inseperable.
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source: vimeo
Tearing Shadow is a new projection sculpture by Berlin-based artist Robert Seidel. Fragments of projection, sculpture and sounds perfoliate the gallery space, allowing the viewer to create endlessly varied audio-visual compositions by wandering around, essentially becoming a part of the artwork itself.