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SHANA MOULTON

Decorations of the Mind II

source: shanamoultonweb

Moulton’s work makes us particularly attuned to the social structure surrounding its protagonist through its exaggerated and fragmented representation of Cynthia’s environment. It uses this fiction as a means for creating a kind of framed anthropological analysis (in one interview I read, the artist says she began as an anthropology major and switched to art later in college). What became striking through this latest performance was not only the extent to which mass produced objects take on spiritual or healing significance for Cynthia, but how consumerism itself functions as a kind of religious outlet for her: the collection of “ritual” products, the pilgrimage to Roadshow, the promise of transformation through the practice of domestic consumption. If Moulton the anthropologist is showing us something, it is perhaps how our appetite for worship finds itself both in and outside of religious structures; organized consumption holds as much promise for accessing power and healing in Moulton’s scenario as organized religion might in other contexts.

Moulton’s practice uses the strategy of embodiment shared by artists across a wide swath of practices – Cindy Sherman, Michael Smith, Lynn Hershman Leeson, Tamy Ben-Tor, Yasumasa Morimura – to name a few, but the work finds its singular voice and appeal in Moulton’s personal and diaristic attachment to her character. It is the artist’s close affiliation with Cynthia (she views the character as connected to her own psyche) that keeps the work from spiraling into irony.
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source: frieze-magazinde

Manchmal genügt eine Arbeit pro Ausstellung. Ein gutes Beispiel dafür lieferte Shana Moultons Decorations of the Mind II (Ausschmückungen der Seele II, 2011) in der Galerie Gregor Staiger. Eine raumeinnehmende skulpturale Wandinstallation irgendwo zwischen Riesendiamant, handelsüblichem Regal und Trennwand diente hier als Projektionsfläche für die neueste Folge von Moultons seit 2002 laufendem, mehrteiligen Videoprojekt „Whispering Pines“ (Flüsternde Pinien). Die Serie borgt sich ihren Titel von einem gleichnamigen Mobile Home Park im kalifornischen San Joaquin Valley, einer idyllischen Wohnwagensiedlung, in der die Künstlerin selbst aufgewachsen ist. Moultons humoristische, surreale und gelegentlich abstrakte Videos, die sich am Format von TV-Serien anlehnen und als eine Art Ein-Frau-Variante von David Lynchs Twin Peaks (1990–91) verstanden werden können, folgen dabei immer der gleichen Struktur: Man beobachtet Moultons Alter Ego Cynthia bei der Anwendung diverser Wellness- und Esoterikprodukte. So unermüdlich wie erfolglos erkundet sie das transzendentale Potential von Plastik-Kitsch und merkwürdigen orthopädischen Hilfsmitteln, immer in der Hoffnung, Linderung ihrer seelischen und körperlichen Leiden zu finden.

Auch in der neuesten Episode folgt man dieser unglückseligen und hypochondrischen Träumerin, deren Leben von Einsamkeit und der selbstbezogenen Suche nach innerer „Erfüllung“ geprägt ist. Der Plot von Decorations of the Mind II unterscheidet sich inhaltlich nicht wesentlich von den vorangegangenen Episoden, was jedoch angesichts der komplexen Machart und Inszenierung der Videoinstallation kaum ins Gewicht fiel: Die Videoprojektion verwandelte das skulpturale Display in der Ausstellung in eine altarartige Wohnzimmerwand mit eingelassenem Kamin und Flachbildschirm. Indem Moulton die unzähligen Requisiten (Pflegecremes, Tierfiguren, afrikanische Masken) aus ihrem Video durch reale Gegenstände in der Installation verdoppelte, verschwammen die Grenzen zwischen Projektions- und Betrachterraum. Cynthias unheimliche innere Vorstellungswelt, die ihre häusliche Umgebung immer wieder überlagert, wird formal über psychedelische Animationseffekte umgesetzt, die an die Videoästhetik der späten 1970er und der 1980er, aber auch an die visuelle Signatur der aufkommenden Technokultur der frühen 1990er Jahre erinnern. Gegenstände beginnen durch den bewussten Einsatz billiger Greenbox-Effekte ein Eigenleben zu führen und eine suggestive Wirkung auf die Protagonistin zu entfalten. In Decorations of the Mind II ist es etwa ein animiertes „Magic Eye“-Plakat, das Cynthia eine transzendentale Erfahrung verspricht.

Das komplexe Spiel mit der Überlagerung von Realitätsebenen erweiterte Moulton in einer Performance-Version der Arbeit, die sie im Kunstraum OSLO10 in Basel unter dem Titel I Lost Something in the Hills (Ich habe etwas in den Bergen vergessen, 2011) aufführte. Die Protagonistin trat nun live in Erscheinung und agierte als multiple Persönlichkeit sowohl mit der Figur in der Videoprojektion als auch mit einer Cynthia-Puppe, die sie liebevoll mit kühlenden Gesichtsmasken und vibrierenden Massagegeräten behandelte. Mehr noch als ihre Videoinstallation basierte diese Performance auf einer präzisen Choreografie unterschiedlicher Sound-, Bild- und Raumelemente, die sich aus dem Arsenal der Zeichen und Symbole der New-Age- und Health-Bewegung bedienten.

Moultons Arbeiten beziehen ihre Stärke nicht zuletzt aus der ambivalenten Beziehung der Künstlerin zu ihrem Alter Ego. Dass sie ihre enge biografische und psychologische Verbindung mit der Kunstfigur betont, darf als autobiografisches Spiel mit Realität und Fiktion verstanden werden. Ein Spiel, das ihre Arbeiten vor einer ausschließlich ironischen Lesart bewahrt.