highlike

eliane radigue

transamorem transmortem
Als sie 2004 zusammen mit Lionel Marchetti meine Hilfe bei der Digitalisierung ihrer Archive annahm, entdeckte ich „Transamoren – Transmortem“. Sofort war ich beeindruckt von der majestätischen Anmut dieses sehr langen Frequenzgewirrs, dieser Reihe von scheinbar unveränderlichen Tönen, deren Variationen von feiner Subtilität sind. “Transamoren – Transmorten” ist als eine der radikalsten Kompositionen von Radigue erkennbar, vergleichbar mit dem ersten “Adnos”, dem Werk, das chronologisch auf “Transamoren – Transmortem” folgt. Sehr wenige Transformationen, eine scheinbare formale Trockenheit, die dann durch das physische Spiel der Frequenzen widerlegt wird, wenn die Hörerin ihren Kopf sanft von rechts nach links dreht, oder noch besser, wenn sich die Hörerin langsam durch den Musikraum bewegt. Beim Bewegen durch Zonen mit bestimmten Frequenzen erfährt der Körper des Hörers lokalisierte Zonen mit niedrigen, mittleren und Höhenfrequenzen, die je nach den akustischen Eigenschaften des Raums variieren. Wie Radigue über „Adnos“ schrieb: „Das Verschieben von Steinen im Flussbett beeinflusst nicht den Wasserlauf, sondern verändert die Art und Weise, wie das Wasser fließt.“ Hier finden wir dieselbe meditative Spannung, die eine friedliche Bewegung durch die Räume vorschlägt, die durch die verschiedenen Frequenzen erzeugt werden, aus denen „Transamoren – Transmortem“ besteht.